Absurdität, Surrealismus, Dadaismus und Trivialitäten gegen den Hass
Heute mit The Last of Us, lügenden Chatbots, Brainrot, Geldstrafen, Männer-Körpern, einem Stromausfall, Adobes Willkommens-Abschied und Googles kaputter KI.
Eine gute Kampagne gegen den Hass
[Achtung, Spoiler für 'The Last of Us' Staffel 2]
Es ist ein gutes Serien-Jahr Nach Severance und The White Lotus ist The Last of Us schon die dritte Serie dieses Jahr, die auf Social Media heiß diskutiert wurde. Letzte Woche lief die hochdramatische zweite Folge der 2. Staffel von 'The Last of Us'. In dieser wird der Serien-Liebling Joel (gespielt vom Internet-Liebling Pedro Pascal) von Abby (gespielt von der Schauspielerin Katlyn Dever) auf brutale Art ermordet.
In der Vergangenheit kam es immer wieder bei Hype-Serien dazu, dass Fans dann Schauspieler:innen und ihre Rollen verwechselten. Jake Lloyd spielte in Star Wars Episode I den kleinen Anakin Skywalker und erlebte so viel Hass für die schlecht geschriebene Rolle, dass er seine Karriere aufgab. Jack Gleeson, der den liebsten Bösewicht aller „Game of Thrones“-Fans Joffrey spielte, unterbrach ebenfalls seine Karriere für sechs Jahre.
Diesmal, weil er so gut spielte, und unreflektierte Fans ihn nicht von seiner Rolle unterscheiden konnten. Und auch 'The Last of Us' durfte in Staffel 1 schon diese bittere Medizin schmecken, als Schauspielerin Melanie Lynskey eine hassenwerte Bösewichtin spielte und von der Misogynie des Netzes überrollt wurde. Diese Gefahr hat das PR- und/oder Social-Media-Team in Bezug auf Schauspielerin Katlyn Dever wohl gewittert und eine geschickte Kampagne rund um die dramatische Folge ausgespielt.
Auf Social Media ergoss sich ein Regen von Posts, die sie und Pedro Pascal in herzlicher Zweisamkeit zeigten, um so dem antizipierten Hass entgegenzuwirken und zu zeigen: Leute, egal, was ihr auf dem Bildschirm seht, die beiden mögen sich. Also seid lieb zu ihr!
Metas Chatbots lügen
Ich weiß, ich weiß: wenig überraschend. Aber nichtsdestotrotz besorgniserregend. Denn sie behaupten, ausgebildete Therapeut:innen zu sein. Klar, ist es nicht schwer ersichtlich, dass die lügende KI eben genau das ist: eine lügende KI. Aber wenn man bedenkt, dass gerade Metas Kernpublikum aus Menschen mit geringerer Kompetenz besteht, ist das durchaus besorgniserregend. Und dass Metas User:innen hier den Unterschied nicht erkennen, kann man jeden Tag in der Facebook-Gruppe „People who think AI generated photos are real“. Etwa hier:
(zum Post)
Quelle:
https://www.404media.co/instagram-ai-studio-therapy-chatbots-lie-about-being-licensed-therapists
Ballerina Cappuccina und John Pork
Daily Dot erzählt die Geschichte der italienischen Brainrot-Figur Ballerina Cappuccina, eine Charaktere in einem ganzen Universum von KI-generierten absurden Figuren, zu denen im weitesten Sinne Geschichten in kurzen TikToks und Insta-Reels erzählt werden.

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Ballerina Cappuccina gehört zum breiten Genre des Brainrot, eine Form der Internetkultur der Gen Z und Gen Alpha, deren Markenzeichen eine eigentümliche Mischung aus Absurdität, Surrealismus, Dadaismus und Trivialitäten ist. Dabei ist der Content oft so albern, dass er völlig unsinnig erscheint.
Und User Mag berichtet, wie ein anderer, ursprünglich nicht italienischer Charakter – John Pork – in das Universum hineingewoben wird.
https://www.instagram.com/explore/search/keyword/?q=%23johnpork
Einzelne Videos sind oft absurd, unzugänglich und anfangs nahezu unverständlich. Aber in einem Netzwerk von Ideen, Creatorn und KI-generierten Zufällen entspinnt sich so eine neue Art des Erzählens und somit vielleicht die erste echte Form von KI-Kunst, dahingehend, dass sie etwas neues schafft, was es vor dieser Technik noch nicht gab und sich somit abehbt von reinen KI-derivaten, die darauf basieren, dass die KI Dinge gefressen hat, die sie woanders "gesehen" hatte.

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Wie Taylor Lorenz treffend analysiert:
"The rise of John Pork lore, which has recently crossed over into the Italian Brainrot cinematic universe, exemplifies a transformative shift in media, where decentralized, AI-driven storytelling is reshaping the online entertainment landscape. Users are leveraging easily-accessible AI image and video generation tools to produce videos, images, and narratives that collectively build out complex stories around different characters to move a plot forward.
Geldstrafen für Apple und Meta
Apple und Meta haben gegen den Digital Markets Act verstoßen. Apple nimmt die Vorgabe, andere App-Stores zuzulassen, nicht so ernst wie es die EU gerne hätte und Meta wird gerügt für sein Modell „Pay or consent“. Also entweder musst du zustimmen, dass alle deine Daten zu Werbezwecken weiterverarbeitet werden oder du musst bezahlen. Das widerspricht der EU-Gesetzgebung, wonach eine anonyme Nutzung grundsätzlich möglich sein muss. Facebook und Insta dürfen dir also Werbung anzeigen, aber nicht personalisiert. Diese Option muss es auch kostenlos geben, so die EU. So weit, so gut. Aber die Strafen von 500 Mio für Apple und 200 Mio für Meta sind für diese Unternehmen nur Peanuts. Böse Zungen haben den Verdacht, dass dieser Warnschuss auch in Richtung Donald Trump ging, um ihm zu zeigen, dass die EU im Handelskrieg durchaus Druckmittel hat. Das wiederum wäre unerfreulich, denn dann würde die Privatsphäre der EU Bürger:innen zu einer reinen Verhandlungsmasse im „Game of Tariffs“.
X streitet über Männer-Körper
Hier ein TikTok dazu. Mehr Meta wird es heute nicht (I hope you see what I did there).
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Google ist für Slang-Ausdrücke broken
Eine Grundfunktion von Google ist für mich als Community Manager seit Jahren die des schnellen Nachschlagewerks. Ein User nutzt einen Ausdruck, der mir nicht geläufig ist. Etwa „AMK“ und ich gebe in Google „AMK Bedeutung“. Ein, um zu erfahren, dass es sich um einen türkischen Fluch handelt.
Kleine Abschweifung: Neuste Dog Whistle von Nazis auf Social Media sind Ausdrücke wie „Es sieht nach Regen aus“ oder „Ganz schön viel Regen hier“ in en Kommentaren von Posts mit schwarzen Menschen, darauf macht uns neulich eine Kollegin unseres Teams bei gkk aufmerksam. Der wenig elaborierte Code lässt sich entschlüsseln, indem man Regen rückwärts liest.
Allerdings ist es eben auch nicht so, dass jedes vermeintliche Wort, das Menschen auf Social Media in die Kommentare tippen sinnvoll ist oder eine deepe Bedeutung in einem bestimmten Soziolekt hat. Daher war es auch immer eine wichtige Info, wenn man eben nichts bei Google dazu gefunden hat.
Daily Dot macht jetzt darauf aufmerksam, dass Googles AI, die oben bei den Treffern steht, sich halt einfach Ergebnisse ausdenkt, wenn das Wort in Wirklichkeit keine Bedeutung hat. Damit ist Google für solche Zwecke nicht mehr zu gebrauchen.
Eine Ad-hoc-Lösung ist natürlich das Urban Dictionary, das für Englische Begriffe Antworten liefert. Da Urban Dictionary aber crowdsourced und nicht redaktionell lektoriert wird, steht da ebenfalls viel unzuverlässiger Schmu drin.
P.S.: Kleiner Hack dagegen: Packt ein Schimpfwort in eure Suchanfrage, ihr Penner, dann spielt Google die Ergebnisse ohne KI-Zusammenfassung aus.
Die iberische Insel offline, aber vom Internet aus
https://www.reddit.com/r/mapporncirclejerk/comments/1kao8f2/
Adobe wird von BlueSky vertrieben
Adobe versuchte auf BlueSky hinauszusegeln, musste aber nach kurzen Augenblicken die Segel streichen. Adobe, effektiver Monopolist der Creativ-Branche ist in dieser ebenso verhasst. Nachdem Adobe seine Programme und Formate überall als den Marktstandard etabliert hatte, stellte das Unternehmen das Bezahlmodell vor ein paar Jahren auf Abo um. Das heißt, dass du alleine für Photoshop 26 Euro im Monat blechen musst, für die gesamte Creativ Cloud mehr als 66 Euro.
Vor einem Jahr sagte dann Adobe noch: Ach übrigens alle eure Dateien haben wir benutzt, um damit unsere KI zu trainieren, die zukünftig eure Jobs machen soll. Entsprechend pissed ist die gesamte Kreativ-Branche und das bekam Adobe jetzt zu spüren.
https://www.docma.info/blog/adobe-fluchtet-von-bluesky-shitstorm-der-kreativ-community
Das stellt allerdings BlueSky vor ein Dilemma. Einerseits läuft die App noch immer auf Inverstor-Kapital und hat kein Geschäftsmodell. Werbung als Geldquelle ist schwierig, wenn potentielle Werbepartner von der Plattform verscheucht werden. Andererseits hatte CEO Jay Graber dem New Yorker erst kürzlich gesagt, dass sie ein nicht toxisches Social Network bauen will. Jetzt kann man zwar sagen, alle Schläge grob in die Richtung von Adobe treffen nicht unbedingt den Falschen. Aber man kann sich auf fragen, ob das nicht doch ein klitzekleines Bisschen toxisch ist, wenn eine Firma von einem sozialen Netzwerk verscheucht wird. Ich werde das weiter beobachten.
https://www.newyorker.com/magazine/2025/04/14/blueskys-quest-to-build-nontoxic-social-media