🧅 Was geht auf Social Media? #15 🧅
Heute mit Facebook, YouTube, einem viralen Robert Habeck und dem 3D-Test der Amadeu Antonio Stiftung .
➡️ Facebook
Das Landesgericht Lübeck hat seit vergangenem Jahr über 100 einstweilige Verfügungen erlassen, dass Meta-User*innen den Zugang zu ihren gehackten Facebook-Accounts zurückgeben muss. So weit, so einleuchtend. Wieso sah Meta das anders? Nun, im Beispielfall von anwalt.de hatten die Hacker hatten Schindluder mit dem Account getrieben und Facebook hatte ihn komplett deaktiviert. Wenn ihr mal versucht habt, irgendeinen Support mit echten Menschen bei Facebook zu erreichen, wisst ihr, dass das faktisch unmöglich ist. Der Klägerin erging es nicht anders.
Faszinierend für mich ist an dieser Geschichte, dass es offensichtlich günstiger für Meta ist, die Anwalts- und Prozesskosten zu zahlen, statt einen funktionierenden Kund*innen-Service zu finanzieren. Das ändert aber nichts daran, dass mit sowas ein harter Image-Schaden einhergeht, der sicher nichts daran ändern wird, dass Facebook hierzulande auf dem absteigenden Ast ist.
➡️ YouTube
YouTube sind Adblocker ein Dorn im Auge, da sie das Geschäftsmodell entweder Werbung oder Premium-Abo frontal angreifen. Im nächsten Eskalationsschritt bekommst du aktuell im Browser mit Adblocker ein Popup angezeigt, das dir ein schlechtes Gewissen machen soll: Werbung ist doch gut, damit YouTube seinen Service überhaupt anbieten kann außerdem schadest du mit deinem Adblocker den Kreativen, die von YouTube Tandiemen bekommen. Letzteres ist übrigens nur die halbe Wahrheit, da YouTube die Bedingungen regelmäßig anzieht, die dein Account erfüllen muss, um an den Werbe-Einnahmen beteiligt zu werden. Daher bekomme ich beispielsweise keine Beteiligung mit meinem kleinen Philosophie-Kanal. Das hindert YT aber nicht daran, trotzdem Werbung in meinen 2,5 erfolgreichen Videos zu schalten, deren Einnahme dann komplett in die eigene Tasche fließen.
404media berichtet, dass diese PopUps nur die erste Eskalationsstufe sind, denn bei Nicht-Reagieren folgen Popups, die immer eindringlicher warnen, dann wird die Zahl an Videos beschränkt, die man sehen darf und schließlich wird das Anschauen komplett untersagt, solange man den Blocker nicht ausschaltet.
https://www.404media.co/youtubes-war-on-adblockers-shows-how-google-controls-the-internet/
Unterdessen ist Robert Habecks Statement zum Terroanschlag auf Israel viral gegangen. Alleine das YouTube-Video des Wirtschaftsministerium wurde knapp eine Millionen Mal angesehen, die zahlreichen Wieder-Uploads anderer Kanäle sowie auf anderen Plattfomen nicht mitgezählt.
Samira El Ouassil hatte in ihrem Podcast Priatensender Powerplay angemerkt, dass Habeck eigentlich nichts außergewöhnliches sagt, aber offensichtlich hat er mit seiner Rede, in der er noch einmal die historische Verantwortung Deutschland und die Notwendigkeit für einen Staat Israel betont, einen Nerv getroffen.
https://piratensenderpowerplay.podigee.io/173-neue-episode
Denn der Israel-Hamas-Krieg war in den letzten Wochen das dominante Thema auf allen sozialen Medien und von allen Menschen und Institutionen werden Positionierungen verlangt. Hierzu hat die Amadeu Antonio Stiftung ein sehr hilfreiches PDF rausgebracht, das Leitplanken setzt, wo Kritik an der Politik des Staates Israel endet und wo Israel-bezogener Antisemitismus beginnt. Insbesondere der 3D-Test ist eine gute Faustformel:
1. D -- Dämonisierung: Wird der Staat Israel dämonisiert, also als das absolut Böse dargestellt?
2. D -- Delegitimierung: Wird das Existenzrecht Israels infrage gestellt?
3. D -- Doppelstandards: Werden Handlungen und Ereignisse nur dann wahrgenommen, wenn Israel dafür verantwortlich gemacht werden kann?
https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/publikationen/actionkit-israelbezogener-antisemitismus/