KI-Endgegner Brainrot
Was geht auf Social Media #55 – heute unter anderem mit der Konferenz CommunityCon, Bluesky im siebten Himmel, Threads ohne Signifikanz, Insta ohne Bildqualität, mit Pilzen und KI sowie mit Tee.
Wir müssen über Nutter Butters Brainrot sprechen!
Ich finde die Social-Strategie von "Nutter Butter", einem Schokoriegel aus den USA so verstörend wie faszinierend. Vor allem verstehe ich sie nicht und deshalb habe ich den Verdacht, dass die da was sehr cleveres machen:
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Bei mir löst das ein Gefühl aus, das gut in diesem Kommentar auf Insta eingefangen wird:
Und das meine ich als Kompliment. Ich glaube, was Nutter Butter hier macht ist cutting Edge Internetkultur.
Gretchen McCulloch schreibt in Because Internet*:
„...es gibt (...) etwas, das ein Meme von einer Idee unterscheidet, die obskur bleibt (…) Oft ist es, dass Memes seltsam sind. Warum sehen Memes so aus, wie sie aussehen? Und vor allem, warum haben sie oft einen ganz besonderen und seltsamen Sprachstil? (…) Da Memes auf aktiver Beteiligung beruhen, „lädt das scheinbar unfertige, ungeschliffene, amateurhaft aussehende und sogar seltsame Video dazu ein, die Lücken zu füllen, die Rätsel anzusprechen oder sich über seinen Schöpfer lustig zu machen. Eine unzusammenhängende Sprache oder schlechtes Photoshop bewirken das Gleiche. Genauso wie Slang oder minimalistische Typografie vermitteln können, dass man zugänglich ist, oder dazu einladen, die Schichten der Ironie zu verstehen, bietet die spielerische Sprache vieler Memes einen klaren Weg zur Beteiligung.
Ich glaube dieser Kommentar auf TikTok gibt einen Hinweis, warum diese Ästhetik funktioniert:
Es ist das gleiche Phänomen wie Skibidi-Toilet.
Die Ästhetik ist so fremdartig, so, nun ja, unästhetitsch und maximal weit vom glattgeleckten KI-Stil entfernt, dass sie dadurch wahrscheinlich sogar mehr noch für Gen Alpha als für Gen Z anziehend wirkt. Eine Kollegin aus dem Team Samsung hier bei gkk machte mich sogar darauf aufmerksam, wie diese Ästhetik heißt: "Brainrot". Der Begriff ist schon älter und beschrieb bis vor kurzem andere Phänomene, wie sich gut an Wikipedia und vor allem an den sehr vielen Varianten auf Urban Dictionary erkennen lässt.
https://en.wikipedia.org/wiki/Brain_rot
https://www.urbandictionary.com/define.php?term=Brainrot
CommunityCon
Apropos gkk! Unsere Agentur veranstaltet eine Konferenz zu Community Management. Es wird bestimmt spannend! Kommt gerne vobei.
Bluesky ist der eigentliche Wahlgewinner
Während die Welt gerade noch in diesem Modus ist:
Gibt es auf Social Media einen klaren Gewinner: BlueSky. Das hat jetzt die Marke von 15 Millionen Usern geknackt. Seit Elon Musk das Blocken auf X abgeschafft hatte, ging es für BlueSky steil bergauf. Doch jetzt, da auch den letzten klargeworden ist, dass X ein Propaganda-Apparat der neuen Trump-Regierung geworden ist, fliehen die Massen.
Pardon my French: Angepisst von Trumps Wahlerfolg haben die Swifties Bluesky entdeckt und sofort begonnen, die Technik mit Leben zu füllen in Form von neuen Kulturtechniken. Denn eine Hürde für Netzwerke, Twitter zu verlassen, war eben der Netzwerk-Effekt. Am neuen Ort sind die Leute nicht, wegen denen ich den alten Ort mochte. Swifties nutzen jetzt die Option von Bluesky (ähnlich wie bei Mastodon), eigene Domains zu nutzen. Als Fan der Sängerin bin ich dann nicht ichbinaltundkennenurshakeitoff@bsky.social sondern ichbinaltundkennenurshakeitoff@swifties.social. Außerdem verwenden sie das Bluesky-Feature "Labeler", mit dem man Posts und User markieren kann, um sich gegenseitig zu finden.
Bluesky ist derzeit so populär, dass der übermotivierte Algorithmus von Threads anfing, Menschen Posts zu empfehlen, die von BlueSky handelten. Hach, ja, am Ende des Tages überwindet schlechte KI noch den Kapitalismus.
https://www.threads.net/@willoremus/post/DCTO3vyxZXm
Via Garbage Day
Aber was ist mit Threads?
Das frug sich auch Katie Notopoulos, ihreszeichens Reporterin beim Business Insider. Sie berichtete, dass Threads hat 275 Millionen User hat. Und bei gleichbleibendem Wachstum wird die App im Januar so groß sein wie Twitter im Jahr 2019. Aber Notopoulos machte eine gute Beobachtung:
https://www.threads.net/@katienotopoulos/post/DB84DT7u-Wm
Die Frage ist, ob Bluesky diese Lücke füllen und kulturelle Signifikanz erhalten wird und ob wir überhaupt ein Netzwerk brauchen, das das macht, oder ob das eine Alte-Leute-Debatte ist, da es dieses Netzwerk eigentlich schon gibt.
Niemand will dein Video auf Insta sehen
Adam – ich sehe aus, als wäre ich Stand-Up-Comedian, aber es reichte nur zum Instagram-Chef – Mosseri hat angekündigt, dass sich die Videoqualität auf Insta fortan der Zahl der Aufrufe anpasst. Wenn ein Video nicht mehr geschaut wird, dann geht die Qualität runter. Jedoch, wenn es wieder öfter angeschaut wird, dann wird das Video mit einer höheren Qualität erneuert. So versucht man wohl Kosten zu sparen.
https://www.theverge.com/2024/10/27/24280968/instagram-video-quality-lower-for-less-popular-videos
Ich bin kein Arzt, aber das ist eine gute Social Strategie
Zwar etwas traditioneller lustig als Nutter Butter, aber trotzdem sehr gut bespielt das Social-Team von Meßmer Threads:
https://www.threads.net/@messmer_tee/post/C4OE2i1oQUa https://www.threads.net/@messmer_tee/post/DCG4BQCIew2
https://www.threads.net/@messmer_tee/post/DCWUoBkIyJ4
https://www.threads.net/@messmer_tee/post/DCG4BQCIew2
Der geheimnisvollste Song des Internets
Ich hatte ja neulich schon die Geschichte der Internet-Archäologie rund um Celebrity Number Six.
Ähnliches ist jetzt wieder geschehen. Reddit hat den "Most Mysterious Song on the Internet" entdeckt. Die Suche er war auf einem Mix-Tape aus den 80ern, auf dem ein aus dem Radio aufgenommener Song war. Und des Rätsels Lösung fand sich in Deutschland. Haken Dran hat dazu eine schöne Sonderfolge:
KI-Endgegner: Pilz-Saison
Was passiert, wenn du einen KI-Chatbot zu einer Pilz-Sammler-Facebook-Gruppe hinzufügst?Natürlich wird er dir umgehend empfehlen, giftige Pilze deinem Rezept hinzuzufügen.
Da sollte man sich doch lieber Bücher über Pilze kaufen, damit man keine giftigen sammelt. Dumm nur, wenn Amazon auch KI-Generierte Bücher verkauft.
Via Garbage Day
Loops will TikTok aufwirbeln
Loops will eine dezentralisierte TikTok-Alternative werden. Die auf Activity Pub basierende App ist also quasi ein Mastodon für Videos. Dort kann man sich seit kurzem registrieren und Videos hochladen. Erwähnungen und Hashtags sind noch nicht möglich. Alle Videos werden von menschlichen Moderatoren geprüft, bevor diese online gehen, außer man ist ein vertrauenswürdiger User.
Die Letterboxd-Liste der Woche
Meta hat Bock auf einen Nachrichten-Bot
Meta kooperiert mit der Nachrichten Agentur Reuters bei einem neuen KI-Chatbot. Die Antworten des Bots sind mit Reuters-Inhalten gefüttert. Das ist ein interessanter Push, da Meta ja einerseits die Presse immer mehr aus seinen Netzwerken rausdrängt und andererseits damit der allgegenwärtigen Misinformation von KI entgegengewirkt werden könnte.
https://www.theverge.com/2024/10/25/24279259/meta-reuters-ai-chatbot-deal-news-licensing-media
Ein gutes TikTok zum Schluss
Es gibt noch gute Politik. Sie kommt nicht aus den USA – obviously –, sondern aus Neuseeland. Gut, das Gesetz an sich scheint nicht so geil zu sein. Aber die Reaktion dieser Abgeordneten und großer Teile des Parlaments darauf sind gut.

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